Zwei junge Amerikanerinnen reisen nach Serbien, um einen ehemaligen Schulfreund und dessen Verlobte zu besuchen. Ein Freund des Paares schließt sich der Gruppe an und gemeinsam beschließen sie, eine verlassene, ehemalige Gefängnisinsel zu erforschen. Dort werden sie bald von einem Mann mit Gewehr beschossen und müssen sich in Sicherheit bringen. Auf der Flucht entdecken Sie eine junge Frau, die scheinbar in einem Brunnenschacht gefangen gehalten wird und wollen ihr helfen. Doch die Gruppe wird getrennt und muss sich nicht nur vor dem Verfolger retten, sondern sieht sich auch einer viel größeren Gefahr gegenüber, die aus dem Meer kommt…
Serbien ist als Filmland hierzulande noch nicht unbedingt auf dem Schirm. Wie aus dem ehemaligen Jugoslawien und anderen Nachfolge-Ländern, kommt aus Serbien leider in dieser Hinsicht nicht viel hier an. Mit „Nymph“ hat es nach „Apocalypse Of The Living Dead“ nun aber schon der zweite Film von Regisseur Milan Todorovic zu uns geschafft. Und es ist ein in mehrerer Hinsicht überraschender Film, sowohl im guten, wie auch im schlechten Sinne.
„Nymph“, im Original besser betitelt „Mamula“ (der Name der Insel, auf der die Geschichte überwiegend spielt), ist ein Horrorfilm, der inszenatorisch ganz klar westlichen – amerikanischen – Vorbildern nacheifert und leider keine eigenständige serbische Filmkultur durchscheinen lässt. Der Regisseur dürfte seine Vorbilder gut kennen und liefert handwerklich eine solide Arbeit ab. Die Einflüsse kommen vom Monster-Movie und dem Slasher-Film und mixen jede Menge Anklänge von bekannten Vorbildern zusammen, so zum Beispiel „Ich Weiß, Was Du Letzten Sommer Getan Hast“, „Man Eater“ und „Dagon“ bis hin zu Motiven von der Lorelei-Sage und Homers „Odyssee“. Das alles wird ziemlich vorhersehbar zusammengemischt.
Am Anfang befürchtet man kurz, dass hier ein gewollter Trash im Stile der neuen „Piranha“-Filme herausgekommen ist (sicher hat das deutsche Covermotiv diese Assoziation mit geweckt), in dem es hauptsächlich darum geht Bikini-Schönheiten beim Planschen im Wasser zu präsentieren. Das wird zwar auch reichlich getan, aber schnell wendet sich die Geschichte zum Glück in eine pure, humorlose Horror-Handlung. Der befürchtete „Asylum“-Faktor bleibt aus.
Leider sind die Charaktere, allesamt von hierzulande unbekannten Darstellern gespielt, durch die Bank unsympathisch, vor allem dem übertrieben gut gelaunten, von sich selbst überzeugten „Bob“ wünscht man einen baldigen, schmerzhaften Tod, so sehr nervt der. Auch sonst bildet sich kein Sympathieträger heraus, auch nicht das übliche „Final Girl“. Der einzige wirkliche Besetzungscoup ist hingegen Altstar Franco Nero. Wie ist der denn in dem Film gelandet? Er spielt einen mysteriösen, warnenden Alten, auf den die jungen Leute natürlich nicht hören. Alles, wie man es halt kennt. Besonders gefordert wird er schauspielerisch nicht und liefert einfach mit seiner Erfahrung eine routinierte Leistung ab. Die übrige Besetzung blamiert sich nicht, dürfte aber vermutlich niemals größere Filmpreise abräumen.
Ein großes Plus sind die tollen Drehorte, hier vor allem die Insel mit dem ehemaligen Gefängnis. Da entstehen einige nette Bilder und auch die Kulissen, die im Inneren der Festung spielen, sind sehr ordentlich. Der Kameramann hat einige sehr schöne Szenen eingefangen und hier und da kommt ein bisschen Atmosphäre auf. Auf der anderen Seite stört die ziemlich sterile Digital-Optik. Aus den Drehorten hätte man mit echtem Filmmaterial sicher noch eine Menge mehr herausholen können.
Die Effekte, vor allem natürlich die Monsterszenen, sind gut gemacht, entsprechen aber natürlich nicht „Herr Der Ringe“-Niveau. Dazu gibt es einige härtere und blutige Szenen, ohne, dass es allzu splatterig wird.
Positiv ist auch die musikalische Untermalung. Einerseits gibt es offenbar aktuelle Balkan-Popmusik zu hören, die offenbar ziemlich beim 90er Jahre-Euro-Dancepop stehengeblieben ist. Zum Ende hin gibt es aber auch gute Soundtrackmomente.
Leider braucht der Film ziemlich lange, bis er richtig in die Gänge kommt. Das (in der deutschen Version) Titel gebende Monster taucht, bis auf ein paar Andeutungen, erst in der letzten halben Stunde überhaupt auf. Bis dahin wird viel geredet, durch düstere Gänge gelaufen und zumindest am Anfang ziemlich viel gebadet. Hier hätte man sicher eine Viertelstunde straffen können, aber dann wäre der Film eben nur knapp 80 Minuten lang gewesen.
Das Ende schielt auf eine mögliche Fortsetzung…mal sehen, ob da wirklich was kommt. Ich würde sie mir angucken, denn „Nymph“ ist ganz sicher alles andere als ein großer Film. Mit etwas mehr Budget, besseren Darstellern, einem besseren Drehbuch und etwas mehr Eigenständigkeit wäre aber ein richtig guter Film möglich gewesen. So ist „Nymph“ aber nicht mehr – erfreulicherweise aber auch nicht weniger-, als ein solider, ernster Horrorfilm ohne allzu viel Trash und unfreiwillige Komik, den man sich gerne zwischendurch mal ansieht.
In Deutschland ist „Nymph“ auf Blu Ray bei Splendid in ungekürzter FSK18-Fassung erschienen. Die Bildqualität ist gut, was am bereits digitalen Ausgangsmaterial liegt. Der deutsche und englische Ton – vermutlich wurde gar nicht auf serbisch gedreht – sind ebenfalls einwandfrei. Die deutsche Synchronisation ist gut gelungen, da hat man bei größeren Filmen schon weitaus Schlimmeres gehört. Dazu gibt es deutsche und holländische Untertitel. Auf Bonusmaterial muss man verzichten, aber das ist hier auch nicht unbedingt notwendig. (A.P.)
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